Das Schokoladenmädchen, Kopie nach einem Gemälde von Etienne Liotard (1795/1796, Nikolaus Lauer)
Das Museum St. Wendel besitzt eine umfangreiche Sammlung von Pastellbildnissen. Sie umfasst den Zeitraum vom Ende des 18. Jahrhunderts mit den frühen Arbeiten Nikolaus Lauers bis zu dem Zeitpunkt als die Fotografie zum Konkurrenten für Lauers Schülergeneration wurde. Die Porträts erzählen zugleich ein Stück Stadtgeschichte St. Wendels.
Nikolaus Lauer wurde 1753 als Sohn des Wagenbauers Philipp Lauer und Susanna Lauer geb. Hallauer in St. Wendel geboren. Über Lauers Ausbildung zum Maler ist wenig bekannt. Quellenmaterial belegt, dass er die Mannheimer Zeichenakademie besucht hat, wo er 1781 den 1. Preis für Zeichner gewann. Nach der Ausbildung begann seine Tätigkeit als Porträtmaler, wodurch er zwischen 1782 und 1806 im Abstand von wenigen Jahren mehrmals den Wohnort wechselte. Zunächst kehrte er in seine Heimatstadt zurück. 1786 wurde er Porträtmaler bei der Reichsgräfin Marianne von der Leyen in Blieskastel. Im gleichen Jahr heiratete er dort Katharina Lamarche. Im Jahr 1787 kam der Sohn Philipp zur Welt, der jedoch bereits in seinem dritten Lebensjahr verstarb. 1789 wurde die Tochter Maria Regina geboren. 1991 ernannte ihn Karl II. August Christian von Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken zum Hofporträtisten am Zweibrücker Hof in Homburg. 1793 floh der Zweibrücker Hof vor den französischen Revolutionstruppen nach Rohrbach bei Heidelberg. Lauer folgte der herzoglichen Familie dorthin. 1794 wurde er aus den Diensten des Herzogs entlassen und er zog mit seiner Familie nach Leipzig. Der Neubeginn in dieser Stadt wird jedoch zunächst erschwert durch den Tod seiner Frau Katharina. Während der Leipziger Zeit entstanden neben zahlreichen Porträts von Künstlern, Professoren und anderer Leipziger Bürgern das „Selbstbildnis mit Tochter Regina“. Anschließend war er auch in Dresden ein gefragter Pastellmaler. In der Gemäldegalerie studierte und kopierte er Werke von Jean-Étienne Liotard („Das Schokoladenmädchen“) und Anton Raphael Mengs („Bildnis des Louis de Silvestre-le-Jeune“).
Mit dem Umzug nach Berlin 1798 begann wohl die für Lauer bedeutendste Zeit als Maler. Es gelang ihm, wichtige Persönlichkeiten Berlins auf sich aufmerksam zu machen und er etablierte sich schließlich auch als Porträtist am preußischen Hof. Das im Besitz des Museums St. Wendel befindliche Porträt der Königin Luise ist nur eines der zahlreichen Bildnisse, die Lauer bis 1806 geschaffen hatte. Seine Pastelle wichtiger Persönlichkeiten dienten häufig als Vorlage für Kupferstiche, so dass seine Porträtkunst weite Verbreitung fand.
Seine Zeit in Berlin endete mit der Einnahme Berlins durch Frankreich im Zuge der Napoleonischen Kriege. Er kehrte in seine Heimatstadt St. Wendel zurück, die inzwischen zum französischen Saardepartement gehörte.
Aus dieser Zeit stammen viele der noch vorhandenen Porträts seiner Familie und St. Wendeler Bürgerfamilien. Aber auch bedeutende saarländische Unternehmerfamilien wie Stumm, Karcher, Böcking gehörten zu seinem Kundenkreis. Die 1809 entstandenen Bilder von Franz und Antonie Brentano mit ihren Kindern führten in nach Frankfurt, 1815 hielt er sich erneut in Berlin auf, kehrte aber 1816 endgültig nach St. Wendel zurück, wo er auch eine Malerschule betrieben haben soll. Unter seinen Schülern sind zu nennen: Philipp Volz, Michael Tholey, Joseph Tosetti, Anton Riotte, Jacob und Johann Langendörfer. Nikolaus Lauer starb im Jahr 1824.
Nikolaus Lauer mit Brille und Mütze (Um 1820, Michael Tholey)